15.01.12 (Aktuelles)
Diese Seiten beschäftigen sich mit den transgenerationalen seelische Folgen des Nationalsozialismus und des 2. Weltkrieges in Österreich.
Sie sind hiermit herzlichst eingeladen daran mitzuwirken, indem Sie Kommentare zB zu gelesenen Büchern posten oder Ihre Ideen zur Seite mitteilen. Gerne nehme ich Ihre Anregungen auf.
Verminte Kindheit
Erinnerungen von Kindern und Jugendlichen in der Kriegs- und Nachkriegszeit

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05.07.12 (Lyrik)
Gegen Vergessen
Ich will mich erinnern
Dass ich nicht vergessen will
Denn ich will ich sein
Ich will mich erinnern
Dass ich vergessen will
Denn ich will nicht zu viel leiden
Ich will mich erinnern
Dass ich nicht vergessen will
Dass ich vergessen will
Denn ich will mich kennen
Denn ich kann nicht denken
Ohne mich zu erinnern
Denn ich kann nicht wollen
Ohne mich zu erinnern
Denn ich kann nicht lieben
Denn ich kann nicht hoffen
Denn ich kann nicht vergessen
Ohne mich zu erinnern
Ich will mich erinnern
An alles was man vergisst
Denn ich kann nicht retten
Ohne mich zu erinnern
Auch mich nicht und nicht meine Kinder
Erich Fried
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25.06.12 (Lyrik)
Niemand knetet uns wieder aus Erde und Lehm,
niemand bespricht unsern Staub.
Niemand.
Gelobt seist du, Niemand.
Dir zulieb wollen
wir blühn.
Dir
Entgegen.
Ein Nichts
waren wir, sind wir, werden
wir bleiben, blühend:
die Nichts-die
Niemandsrose.
Paul Celan
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25.06.12 (Lyrik)
ESPENBAUM, dein Laub blickt weiß ins Dunkel.
Meiner Mutter Haar wird nimmer weiß
Löwenzahn, so grün ist die Ukraine.
Meine blonde Mutter kam nicht heim.
Regenwolke, säumst du an den Brunnen?
Meine leise Mutter weint für alle.
Runder Stern, du schlingst die goldne Schleife.
Meiner Mutter Herz ward wund von Blei.
Eichne Tür, wer hob dich aus den Angeln?
Meine sanfte Mutter kann nicht kommen.
Paul Celan
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15.01.12 (Fachtexte)
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15.01.12 (Lyrik)
Fingernagelgroß
Auf einer Wiese
Fingernagelgroß
Schläft er
Der große Veränderer
Der durch die Erde greift
Wie durch Wasser
Er könnte
Die Waagschalen
Umkippen und mit Wind füllen
Segel
Mit Freude
Tanzschritt
Wenn er aufsteht
Der die Früchte befiedert
Der Neuordner
Er schläft
In dir in mir
Fingernagelgroß
(Hilde Domin)
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15.01.12 (Lyrik)
Silence and exile
Unverlierbares Exil
du trägst es bei dir
du schlüpfst hinein
gefaltetes Labyrinth
Wüste
einsteckbar.
Ausreisegedicht
Die Gegenstände sehen mich kommen
Barfuß
Ich gebe ihnen die Freiheit wieder
Meinem Bett das mein Bett sein wollte
Meinem Tisch
Den Wänden die auf mich zu warten versprachen
Wie die Wände der Kindheit.
Meine sanften Gegenstände
Ihr wolltet mich sammeln.
Gegenstände
Ihr seht mich gehen.
(Hilde Domin)
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15.01.12 (Lyrik)
Zwei Türen
Nur zwei Türen
Sind verriegelt.
Alle andern laden dich ein
Und öffnen dem leisesten
Druck deiner Neugier.
Nur diese Türen sind
So hart zu öffnen
Dass deine Kräfte nicht reichen.
Kein Schreiner kommt und
Hobelt sie ab und ölt
Die widerspenstigen Riegel.
Die Tür die sich hinter dir
Schloss und du bist
Draußen.
Die Tür die vor dir sich sperrt und du
Bist drinnen.
Hilde Domin
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15.01.12 (Lyrik)
seele erbt angst
kauert
im schönen leben
benebelt, betäubt
ohne festen boden
wohnt
mit gespenstern
im schatten
im leeren grau
ahnt
die versunkende wahrheit
die geschichte hinter dem schrecken
spuren des lebens im krieg
trotzt
der beklemmung
fühlt
den schmerz
sucht
bei den ahnen
findet
sich selbst
(Isabella Gerstgrasser)
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