
Unsichtbare Verbindungen
Alles beginnt mit einer Frage! Wo ist der 2.Ehemann meiner Urgroßmutter verblieben, wann ist er eigentlich verstorben und wo begraben?
So beginne ich über die Online Gräbersuche zu recherchieren. Am ZFH finde ich sein Grab. Auch seine Mutter liegt darin begraben. Aber auch ein fremder Nachname einer Frau und eines Mannes. Wer sind sie?
Nachfragen innerhalb meiner Familie lassen Bilder erwachen: Ja, da gab es doch das s/w Foto einer Paula und eins des Professors im Haus meiner Großmutter, später meiner Mutter. Nie wusste ich wer diese Personen waren.
So finde ich 2 Familienmitglieder einer anderen, nämlich jüdischen, Familie: Dr. Sigmund & Paula Erdheim im selben Grab und beginne zu recherchieren wie diese Menschen miteinander zu tun hatten.
Es eröffnet sich eine jüdische Familiengeschichte zwischen 2 Weltkriegen zwischen Galizien und Wien, zwischen wohlhabend und arm, zwischen (nicht sehr gläubigen) Christen und säkularen Juden im Nationalsozialismus in Wien.
Durch eine Schutzehe zwischen dem Wiener Chirurgen mit der Schwägerin meiner Urgroßmutter verbinden sich im WK II in der Leopoldsstadt, dem 2.Wiener Gemeindebezirks in der Taborstrasse 2 Familien.
Und welche Rolle spielte meine Urgroßmutter Katharina in dieser Geschichte?
Überraschende Verbindungen
Prof. Dr. Sigmund Erdheim
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- * 22.11.1868 Sambor, Galizien + 08.04.1945 Wien
1. Ehe mit Pauline Hofstetter +1937- 2. Ehe mit Paula W. ca.1938, die zuvor seine Sekretärin gewesen war.
Chirurg in Wien Medizin Uni, 1938 vertrieben*) von den Nazis. Er durfte also nicht mehr praktizieren und war den Rassengesetzen ausgeliefert. Die 2. Ehe gab ihm den nötigen Schutz vor der Deportation.
*) Blutschutzgesetz: (aus Wiki, Nürnberger Gesetze): [...] Außerdem verloren Juden das politische Wahlrecht. Durch weitere Verordnungen zum Reichsbürgergesetz wurde 1938 jüdischen Ärzten und Rechtsanwälten die Zulassung entzogen (4. Verordnung zum RBG vom 25. Juli 1938 und 5. Verordnung zum RBG vom 30. November 1938) [...]
die eigentlich Paula hieß, geb. W. war, 1886 geboren wurde, vermutlich in NÖ und in Wien 1971 verstarb.
Sie ging eine Schutzehe*) ein um den Arzt vor der Deportation der Nazis zu schützen und wurde am 22.2.1971 neben ihm bestattet. Paula dürfte seine Sekretärin in der Ordination gewesen sein. Seine 1.Frau war 1937 verstorben. Beide Frauen sind im selben Jahr geboren und trugen den selbigen Vornamen.
Meine Ur-Großmutter Katharina, die keine Ausbildung hatte, arbeitete bei Paula E. im Haushalt. Sie konnte gut kochen und nähen. So lernte sie den Bruder der Hausfrau kennen, den sie später heiratete. Sie lebten dann im 2.Bez. Wien, in der Taborstrasse, in der auch Prof. Dr. Erdheim seine Praxis betrieb.
Schutzehe oder Mischehe (Wiki): [...] Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden Juden und deren „deutschblütige“ Partner, mit denen sie in Mischehe lebten, als Person herabgewürdigt, in ihrer Erwerbstätigkeit eingeschränkt und durch Vorschriften in ihrer Lebensführung fremdbestimmt. Die als „jüdisch“ eingestuften Ehepartner blieben jedoch zumindest bis kurz vor Kriegsende von Deportationen verschont und entgingen dem Holocaust. [...]
Webseite Claudia ERDHEIM
Was ist eine SCHUTZEHE?
---Info folgt ---
Grab und Gräber
@ Jüdische Friedhöfe in WIEN: ---Info folgt ---
- JAKOB ERDHEIM - Pathologe
- Sigmund ERDHEIM - Chirurg
- Esther & Moses Hersch ERDHEIM
- Oscar & Sophie