Mag.ª Sandra Gerö, MA
- geboren 1967 in Zagreb, Kriegsenkelin
- Projektgründerin
- Klinische und Gesundheitspsychologin
- Medienpädagogin, Supervisorin mit den Schwerpunkten Frauen, Trauma, Migration und Internet
Web: www.sandrageroe.at
Mein Großvater väterlicherseits floh 1941 aus Zagreb nach Rom, um nie wieder zurückzukommen, mein Vater war damals 5 Jahre alt. Der Bruder meines Großvaters so wie viele seiner Verwandten wurden in KZs ermordet.
Mein Großvater mütterlicherseits desertierte während des 2. Weltkriegs und versteckte sich in einer Grube im Garten. Meine Mutter kam 1940 zur Welt und verhält sich bis heute als könnte sie jeden Moment alles verlieren.
Ich habe mit meiner Ursprungsfamilie in Zagreb, Warschau, Frankfurt und seit 1975 in Wien gelebt. Bevor ich von zuhause auszog, sind wir sieben Mal umgezogen, seitdem bin ich neun weitere Male umgezogen. Eins der Lieblingslieder meiner Jugend war „The stranger“ von Tuxedomoon: „It isn’t my fault / That I’m strange“. Die Kriege in meinem Heimatland Jugoslawien haben mich vollends heimatlos gemacht.
Der Vater meiner Kinder ist Deutscher und kam mit mir nach Österreich. Sein Großvater, den ich noch kurz kennengelernt habe, fragte ihn dauernd, wann er „bei die Wehrmacht“ gehen würde. Meine Kinder wurden in Wien geboren und arbeiten bzw. studieren beide Sozialberufe.
Heimatlosigkeit, Fremdgefühl, Verantwortungsgefühle für das „Archiv“ der Familie und eine große Rastlosigkeit haben immer sowohl in mein Privatleben als auch in meine berufliche Laufbahn hineingespielt.
Mag.ª Isabella Gerstgrasser
- geboren 1958 in Villach, Kriegsenkelin
- Projektgründerin
- Psychologin
- Psychotherapeutin in Psychodrama
Mein Großvater mütterlicherseits (geb. 1897) hat an beiden Weltkriegen teilgenommen. Er war der uneheliche Sohn eines Gutsherrn und einer Dienstbotin. Schon früh kam er mit dem Nationalsozialismus in Kontakt. Bereits vor der Machtergreifung Hitlers wurde er wegen illegaler nationalsozialistischer Betätigung zu 6 Wochen bedingt verurteilt. Wegen Putschbeteiligung verlor er seine Arbeitsstelle. 1931 trat er der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiter Partei bei. Er hatte dort die Funktion eines Kreisobmannes der Deutschen Arbeitsfront. Seine Dienstcharge beim Wehrverband war die eines SA-Obersturmführers.
Als ich 20 Jahre alt war, erzählte mir der älteste Bruder meiner Mutter von einem tragischen Zwischenfall. Im Februar 1943 starb meine damals 47jährigen Großmutter an den Folgen eines Unfalles, der sich so ereignet haben soll: Aus der Dienstpistole meines Großvaters löste sich ein Schuss, weil der jüngste Sohn unbeaufsichtigt mit der Waffe gespielt hatte. An dieser Geschichte habe ich viele Zweifel!
„Der Vati ist ein guter Mensch gewesen und hat allen geholfen.“ Viel mehr hat meine Mutter (geb. 1931) aus ihrer Kriegskindheit nicht erzählt oder nicht erzählen können.
Nicht zuordenbare Schuldgefühle, die innere Aufforderung, ganz viel für Andere tun zu müssen und dabei die eigenen Wünsche zurückzustellen, sind Themen, die mich seit meiner frühen Jugend begleiten.
Claudia Wielander, MSc
- geboren 1964 in Düsseldorf, Kriegsenkelin
- Projektgründerin und Webmasterin
- Diplomsozialarbeiterin
- Psychotherapeutin in integrativer Gestalttherapie
- Extremismus Präventionsmanagerin
Web: www.wende-punkt.at
Meine Mutter, geb.1936, flüchtete als 8,5 jährige mit ihrer Mutter u 2 jüngeren Schwestern im Jänner 1945 mit dem letzten Zug aus Allenstein / Olsztyn in Ostpreußen / Polen. Über Ostdeutschland fand die Familie im Westen / Düsseldorf nach dem Krieg wieder zusammen, von wo aus meine Mutter als junge Frau nach Canada auswanderte.
Mein Vater, geb.1934 wuchs als lediges Kind einer alleinerziehenden Mutter - und späteren Kriegswitwe - als Ältester von 3 Kindern in ärmlichen Verhältnissen in Oberösterreich auf, von wo aus er sich durch Fleiß und Bildung hinaufarbeitete und später ebenso nach Canada auswanderte.
Meine beiden Großväter gehörten der Wehrmacht an, sie haben den Krieg bzw. die russ. Gefangenschaft überlebt. Der Vater meiner Mutter hatte sich als Berufsoffizier freiwillig an die Ostfront gemeldet um seine Kameraden nicht im Stich zu lassen - seine Familie damit schon!
Rastlosigkeit, Heimatsuche (über 20 Umzüge), das Gefühl des Fremdseins, die Suche nach Zugehörigkeit und dem „richtigen Platz“ prägten sehr lange mein privates wie auch berufliches Leben.